Flexibel auf Neues reagieren Versorgung von Flüchtlingen in Reutlingen
Wenn Landkreise und Kommunen kurzfristig Lösungen finden müssen, um Flüchtlingen unterzubringen, dann geht es um mehr als nur die Bereitstellung von Schlafplätzen. Zu einer funktionsfähigen Infrastruktur gehört auch die Frage, wie die Menschen mit Essen versorgt werden können. Als der Landkreis Reutlingen die Theodor-Heuss-Sporthalle im Berufsschulzentrum für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitete, fragte er bei der Inklusionsfirma Insiva nach. Dank der modernen Großküche in Rappertshofen und flexibler Mitarbeiter konnte Insiva-Prokurist Friedrich Haselberger zusagen, drei Mahlzeiten täglich bereitzustellen. Der Einbau einer Gemeinschaftsküche, in der die Flüchtlinge selbst hätten kochen können, wäre schon an den elektrischen Leitungen in der Halle gescheitert.
Untergebracht sind in der Sporthalle rund 130 Personen, hauptsächlich aus Syrien, Somalia und Eritrea – ausschließlich Männer, die ohne Familienmitglieder nach Deutschland gekommen sind. Die ehemalige Gymnastikhalle, die an die große Sporthalle angebaut ist, wurde zum Gemeinschaftsraum umfunktioniert. Dort findet auch die Essensausgabe durch die Insiva-Mitarbeiter statt. Der größte Teil der Halle ist mit Tischen und Stühlen ausgestattet, zusätzlich gibt es noch Tischtennisplatten sowie einen großen Fernsehbildschirm an der Stirnseite der Halle, auf dem ständig arabische Nachrichtensender laufen. Zum Schutz des empfindlichen Hallenbodens ist alles mit Holzplatten ausgelegt.
Für die Insiva bringt die Versorgung der Flüchtlinge Neuerungen mit sich. So ist zum Beispiel Kochen mit Schweinefleisch für diese Kundschaft gänzlich tabu. An die festen Zeiten der Essensausgabe mussten sich manche Flüchtlinge anfangs erst gewöhnen. Organisiert werden wollte auch die Bereitstellung von Kaffee, heißem Wasser und Mineralwasser während des ganzen Tages. Zu den Neuerungen gehört auch, dass für diese Aufgabe ein Mitarbeiter über das Bundesprogramm „Job’n’Coach“ durch die Inklusionsfirma Insiva eingestellt werden konnte. Der Mann mit gambischer Staatsangehörigkeit war längere Zeit arbeitslos und lebt nun mit seiner neuen Aufgabe förmlich auf. Zugleich kann er in einigen Fällen als Dolmetscher oder Vermittler fungieren. Für seine Beschäftigung erhält die Insiva zwei Jahre lang einen teilweisen Lohnkostenersatz.
Obwohl die Männer in der Sporthalle auf engem Raum untergebracht sind, wissen Alexandra Kübler und Marcel Gneiting von der Insiva nur Gutes über ihre Arbeit vor Ort und die Flüchtlinge zu berichten. „Die sind freundlich und verhalten sich sehr anständig“, sagt Alexandra Kübler. Das Mittagessen ist gerade vorüber und sie scherzt mit den Männern, die freiwillig das Abwischen der Tische übernommen haben. Es herrscht eine friedliche Atmosphäre, an den Wänden hängen selbstgemalte Bilder mit Friedensbotschaften.