Aktiv im Grünen
Die Inklusionsfirma Insiva bearbeitet nun auch von Rappertshofen aus das Geschäftsfeld der Garten- und Landschaftspflege. Wie ein gelungener Einsatz auf diesem Gebiet zum Gewinn für alle Partner und für die Umwelt werden kann, zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Landkreis Tübingen.
Es war ein Testlauf unter kritischer Beobachtung: Die Entsorgung von Schnittgut von den zahlreichen Gütle und Streuobstwiesen ist in der Gemeinde Dußlingen seit längerer Zeit ein heißes Eisen. Denn die Gemeinde verfügt nicht über einen eigenen Häckselplatz, den die Bürger ansteuern könnten. Das bislang praktizierte Gutscheinsystem für die Entsorgung von Grüngut empfanden viele Dußlinger als unpraktisch, bürokratisch und ungerecht.
Die Gemeinde ist aber auch Mitglied im Verein „Schwäbisches Streuobstparadies“ und fühlt sich dem Erhalt und der Pflege dieser vielfältigen Kulturlandschaft besonders verpflichtet. Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen dabei eine wichtige Rolle. So ließen sich engagierte Bürger und die Gemeindeverwaltung im Winter etwas Neues einfallen: Die Baumwiesenbesitzer durften im Streuobstgebiet die beim Baumschnitt im Februar und März anfallenden Äste und Zweige in diesem Jahr erstmals entlang einiger Feldwege aufhäufen. Über mannshohe Berge aus Geäst säumten bald die Wege.
Mit der Abholung und weiteren Verwertung beauftragte die Gemeinde Dußlingen die Inklusionsfirma Insiva, genauer gesagt die Mitte vergangenen Jahres neu gegründete Niederlassung für Garten, Landschaft und Umwelt mit Sitz in Reutlingen-Rappertshofen. Dieser Auftrag kam nicht zufällig zustande, sondern auf Empfehlung des Landratsamts Tübingen. Die Insiva betreut die Grünflächen sämtlicher Liegenschaften des Landkreises, darunter auch in Dußlingen den Abfallerlebnispfad entlang einer stillgelegten Restmülldeponie. Auch die Chemische Fabrik Tübingen hat die Pflege ihrer Außenanlagen einschließlich der eines großen Produktionsstandorts in Dußlingen bereits der Insiva übertragen.
Das Interesse an dem kostenlosen Angebot für Grundstücksbesitzer zur Baumschnittentsorgung erwies sich als sehr groß. Die Haufen wuchsen täglich höher, bis die Insiva Mitte März zur Abholung anrückte. Mit der Möglichkeit zur Lagerung des Schnittguts mitten im Streuobstgebiet wurden gleich mehrere positive Effekte verbunden: Die Gemeinde erhofft sich durch die unbürokratische Lösung einen Anreiz für die Gütlesbesitzer, den Baumbestand durch regelmäßigen Rückschnitt besser zu pflegen. Außerdem entfielen viele Fahrten mit Autos und Anhängern, mit denen die Obstbaumbesitzer ansonsten einen weiter entfernten Häckselplatz hätten ansteuern müssen. In Kombination mit der Verwertung der Biomasse als Holzhackschnitzel, die von der Insiva gewährleistet wurde, fällt die Ökobilanz noch besser aus.
Nicht zuletzt sichern derartige Aufträge auch die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, die in der Inklusionsfirma Insiva geschaffen werden. Der Geschäftsbereich Garten-Landschaft-Umwelt befindet sich noch im Aufbau, jeder zusätzliche Auftrag bedeutet zusätzliche Chancen zur Teilhabe am Arbeitsleben auch für Personen mit einer schweren Behinderung.
So wurde in Dußlingen die hölzerne Fracht in mehreren Fuhren von einem Container-Lastwagen zur örtlichen Wertstoff-Sammelstelle transportiert, wo sie umgehend in einer großen Häckselmaschine landete. Die Insiva-Mitarbeiter sammelten derweil im Streuobstgebiet unter Anleitung von Vorarbeiter Ralf Steißlinger die Reste, die vom Greifer nicht erfasst wurden, mit Rechen, Schaufeln und anderem Werkzeug zusammen und sorgten so dafür, dass die Lagerflächen anschließend wieder „besenrein“ waren.
Jean-Pierre Kißling interessiert sich sehr für alle Maschinen. Er stammt selbst aus einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb und gehört zu den ersten Mitarbeitern der neuen Insiva-Niederlassung. Sachkundig kommentierte er die in Dußlingen zum Einsatz gekommenen Fabrikate und deren technische Daten. Die Insiva verfügt selbst über einen gut ausgestatteten Maschinenpark mit Transporter, Anhängern, Hochgras- und Hangmähern. Die moderne Technik wird benötigt, denn die Insiva tritt als professioneller Anbieter aller Dienstleistungen rund um Garten- und Landschaftspflege, Gehölzpflege und Ganzjahrespflege von Außenanlagen auf. Dabei sind private Kunden mit einem Gütle oder Garten, wo mehrmals im Jahr gemäht werden soll oder wo die Insiva die Baumpflege oder den Heckenschnitt übernimmt, ebenso gerne gesehen wie Industriekunden mit großen Grünflächen um eine Halle herum.
Vor allem dauerhafte oder regelmäßig wiederkehrende Aufträge sind für Gert Bauer, den Niederlassungsleiter der Insiva GmbH, eine wichtige Basis für den weiteren Ausbau des Garten-Landschaft-Umwelt-Bereichs. Gut möglich, dass in Dußlingen mit der Beseitigung des Baumschnitts ein solcher Auftrag neu hinzugekommen ist. „Sollte der Testlauf erfolgreich verlaufen, könnte das Gebiet in den nächsten Jahren gegebenenfalls erweitert werden“, hatte die Gemeinde zum Start bereits angekündigt.
Stefan Gokeler